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Ich zuckte die Achseln und ging in mein Zimmer.




Nebenan hörte ich erregtes Gezänk. Ein paar Minuten später klopfte es bei mir und Hasse kam herein.

Störe ich Sie?» fragte er müde.

5 «Gar nicht», sagte ich. «Wollen Sie was trinken?»

6 «Lieber nicht. Nur etwas sitzen.»

7 Er sah stumpf vor sich hin. «Sie haben's gut», sagte er, «Sie sind allein »

8 «Ach Unsinn», erwiderte ich. «Immer so allein 'rumsitzen, das ist auch nichts können Sie mir schon glauben »

9 Er saß zusammengesunken in seinem Sessel. Seine Augen waren gläsern im Halbdunkel, das der Widerschein der Laternen von draußen hereinwarf. Die schmalen, abfallenden Schultern

Hab' mir das Leben ganz anders vorgestellt», sagte er nach einer Weile.

Haben wir alle», sagte ich.

Nach einer halben Stunde ging er wieder hinüber, um sich mit seiner Frau zu vertragen. Ich gab ihm ein paar Zeitungen und eine halbe Flasche Curaçao mit, die noch von irgendwann auf meinem Schrank herumstand – ein unangenehmes, süßes Zeug, aber für ihn ganz gut. Er verstand doch nichts davon.

13 Leise, fast lautlos ging er hinaus, ein Schatten im Schatten, als wäre er schon erloschen. Ich machte die Tür hinter ihm zu. Vom Korridor her wehte dabei wie ein buntes Seidentuch ein Fetzen Musik noch mit herein Geigen, gedämpfte Banjos «wie hab' ich nur leben können ohne dich »

Ich setzte mich ans Fenster. Draußen lag der Friedhof im blauen Mondlicht. Die bunten Würfel der Lichtreklamen kletterten über die Wipfel der Bäume, und die Grabsteine schimmerten aus der Dunkelheit hervor. Sie waren still und ohne Schrecken. Autos hupten dicht an ihnen entlang, und das Licht der Scheinwerfer huschte über ihre verwitterten Inschriften.

Ich saß ziemlich lange und dachte an allerlei Dinge. Auch daran, wie wir damals zurückgekommen waren aus dem Kriege, jung, ohne Glauben, wie Bergleute aus einem eingestürzten Schacht. Wir hatten marschieren wollen gegen die Lüge, die Ichsucht, die Gier, die Trägheit des Herzens, die all das verschuldet hatten, was hinter uns lag – wir waren hart gewesen, ohne anderes Vertrauen als das zu dem Kameraden neben uns und das eine andere, das nie getrogen hatte: zu den Dingen – zu Himmel, Tabak, Baum und Brot und Erde –; aber was war daraus geworden? Alles war zusammengebrochen, verfälscht und vergessen. Und wer nicht vergessen konnte, dem blieben nur die Ohnmacht, die Verzweiflung, die Gleichgültigkeit und der Schnaps. Die Zeit der großen Menschen- und Männerträume war vorbei. Die Betriebsamen triumphierten. Die Korruption. Das Elend.

 

1 «Sie haben's gut, Sie sind allein», sagte Hasse. Alles ganz schön wer allein war, konnte nicht verlassen werden (не мог быть покинут, оставлен). Aber manchmal, abends, dann zerbrach das künstliche Gebäude (разбивалось, разламывалось искусственное здание: zerbrechen), das Leben verwandelte sich (превращалась) in eine schluchzende (в рыдающую), jagende (преследующую) Melodie, einen Strudel von wilder Sehnsucht (водоворот дикой тоски /по чему-либо/), von Begehren (желания; begehren – желать), Schwermut (меланхолии, удрученности: die Schwermut) und Hoffnung (и надежды), herauszukommen aus diesem sinnlosen Betäuben (выбраться из этой бессмвсленной оглушенности, из этого оглушения; taub – глухой; betäuben – оглушать; анестезировать; одурманивать; усыплять), heraus aus dem sinnlosen Geleier dieser ewigen Drehorgel (из бессмысленного напева этой вечной шарманки; die Leier – лира; шарманка; leiern – крутить шарманку; die Drehorgel – шарманка: drehen – вращать + die Orgel – оргáн), ganz gleich (совершенно безразлично), wohin es ging. Ach, dieses armselige Bedürfnis (жалкая потребность; bedürfen /+ Gen./ – нуждаться в чем-либо, требоваться) nach einem bisschen Wärme konnten es denn nicht zwei Hände sein und ein geneigtes Gesicht (склоненное, склонившееся лицо)? Oder war das auch nur Täuschung (обман; täuschen – вводить в заблуждение) und Verzicht (отказ: der Verzicht – отказ; auf etwas verzichten – отказаться от чего-либо) und Flucht (бегство: die Flucht)? Gab es denn etwas anderes als Alleinsein (одиночество, чем быть одному)?

2 Ich schloss das Fenster. Nein, es gab nichts anderes. Für alles andere hatte man viel zu wenig Boden unter den Füßen.

3 Aber am nächsten Morgen brach ich frühzeitig auf (рано вышел, отправился: aufbrechen) und klopfte den Besitzer eines kleinen Blumenladens aus seiner Wohnung (вызвал стуком, постучав, владельца маленького цветочного магазина; besitzen – владеть; der Laden – лавка, магазин), bevor ich zur Werkstatt ging. Ich suchte einen Busch Rosen bei ihm aus (выбрал куст роз: aussuchen) und sagte ihm, er möge sie gleich fortschicken (чтобы он их сразу отослал). Es war ein wenig sonderbar für mich, als ich die Adresse langsam auf die Karte schrieb: Patrice Hollmann.

 

Sie haben's gut, Sie sind allein», sagte Hasse. Alles ganz schön – wer allein war, konnte nicht verlassen werden. Aber manchmal, abends, dann zerbrach das künstliche Gebäude, das Leben verwandelte sich in eine schluchzende, jagende Melodie, einen Strudel von wilder Sehnsucht, von Begehren, Schwermut und Hoffnung, herauszukommen aus diesem sinnlosen Betäuben, heraus aus dem sinnlosen Geleier dieser ewigen Drehorgel, ganz gleich, wohin es ging. Ach, dieses armselige Bedürfnis nach einem bisschen Wärme – konnten es denn nicht zwei Hände sein und ein geneigtes Gesicht? Oder war das auch nur Täuschung und Verzicht und Flucht? Gab es denn etwas anderes als Alleinsein?


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Дата добавления: 2015-09-15; просмотров: 74; Мы поможем в написании вашей работы!; Нарушение авторских прав





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